Karma als Krankheits-Ursache
Wer sich mit dem Konzept von Ursache und Wirkung befasst, kommt spätestens bei schwerwiegenden Erkrankungen von Kindern mit dem Thema Karma in Berührung. Könnten Begebenheiten aus einem früheren Leben tatsächlich auf unser heutige Realität einwirken?
Wir hatten ja über die Sichtweise berichtet, Krankheit als Botschaft des Körpers zu sehen. Diese Idee wird von vielen bekannten Proponenten alternativer Heilanzätze vertreten, wie zB. Dr. Joe Dispenza, Louise Hay oder Rüdiger Dahlke.
Die folgende Abhandlung entstammt einem Gespräch zwischen Gerald Hagler und Kurt Tepperwein:
Was ist Karma?
Karma bedeutet: Die Tat, das Geschaffene. Ob eine Handlung vor kurzem oder vor sehr langer Zeit, eventuell auch in einem früheren Leben erfolgte, spielt laut Kurt Tepperwein keine Rolle. Ich muss mich mit der „Aus-Wirkung“ davon jetzt befassen. Es geht immer um Folgendes: Ich bin vom Weg abgekommen, als Folge davon schickt mir das Leben eine Botschaft und ich bin aufgefordert, diese zu verstehen und den entsprechenden Lebensaspekt zu korrigieren.
Stellen Sie sich Karma wie einen Bottich vor, in den alles reinkommt, was Sie tun, bzw. in vergangenen Leben getan haben. Und am Zapfhahn unten kommen die Umstände heraus, in denen Sie sich heute wiederfinden. Diesen Lebensumständen entsprechend führen Sie wieder neue Handlungen aus, die wiederum ins Karma-Gefäß gelangen.
Dadurch sind Sie gewissermaßen im Hamsterrad Ihres Lebens gefangen. Aus diesem können Sie nur entkommen, wenn Sie aufhören, “der Handelnde” zu sein, wenn Sie sich einmal erinnern, wer Sie wirklich sind, nämlich ewiges, reines Bewusstsein, ein ungetrennter Teil des ewigen Seins.
Dann handeln Sie nämlich nicht mehr, sondern beobachten nur noch. Und dadurch, dass Sie vom Handelnden zum Beobachtenden werden, gelangen keine neuen Handlungen mehr in den Karma-Bottich. Dieser leert sich nach und nach, und wenn er leer ist, sind Sie frei.
Immer wieder kommt der Einwand, dass kleine Kinder keine falschen Ursachen gesetzt haben können, um schwer zu erkranken. Doch kleine Kinder sind laut Tepperwein in Wahrheit keine kleinen Kinder, sondern alte Seelen wie Sie und ich in einem noch jungen Körper. Jede Seele bringt ihr Karma-Gefäß mit in ein neues Leben, und so kann es sein, dass sich eine bereits in einem früheren Leben gesetzte Ursache in einem jungen Körper manifestiert.
Dann reagieren die Menschen darauf mit Mitleid – für das Kind und auch für die Eltern. Wenn wir aber sehen, dass die Seele bewusst verschiedene Lebenssituationen auswählt, um die unterschiedlichsten Lebensaspekte kennenzulernen, beziehungsweise anstehende Aufgaben zu erledigen, so ist kein Mitleid mehr nötig. Die Seele des Kindes und auch die der Eltern leben einen notwendigen Aspekt aus, erfüllen ein seelisches Bedürfnis und erlösen damit Karma.
Aus der Sicht des Kindes ist dies nicht unbedingt ein hartes Schicksal, sondern es ist sogar vorstellbar, dass eine Seele ein Leben in einem eingeschränkt funktionsfähigen Körper braucht, und deshalb regelrecht sucht.
Tepperwein bringt als Beispiel die Seele des Albert Einstein, der ein Leben als genialer Wissenschaftler, als Nobelpreisträger und weltweit gefeierter Prominenter geführt hat. Diese Seele könnte in sich fühlen, dass die seelischen Aspekte in diesem verstandesorientierten Leben viel zu kurz gekommen sind. In der Folge sucht sie sich nun einen schwer behinderten Körper aus, um der Innenschau und dem vom Verstand unbeeinflussten Fühlen so viel Raum wie möglich zu geben.
Dieser Körper kann vielleicht nicht viel mehr machen, als in einem Rollstuhl zu sitzen und zu schlafen. Im Außen mag er “behindert” sein, aber dafür spielt die Seele diesmal die Hauptrolle. Aufgrund der körperlichen Beschränkungen gibt es gar keine Möglichkeit, diese Rolle zu verlassen. Und so erlebt dieser Mensch ein für ihn höchst bedeutungsvolles Leben, welches dem Einsteins nicht nur in nichts nachsteht, sondern für die Seele am Schluss sogar noch bedeutender ist.
Diese Betrachtungsweise ergibt sich, wenn Sie die Situation als Bewusstsein anschauen und nicht als Verstand.
Karma verstehen & auflösen
Im Normalfall leben wir in der Annahme, unser Körper und unser Verstand zu sein. Die Weisheit der Sprache deutet aber schon auf die Unzulänglichkeit dieser Annahme hin. Denn etwas, das “mein” ist, kann nicht ich selbst sein.
Wenn wir geboren werden, haben wir noch kein “Ich”. Wir wissen einfach nicht, dass es uns gibt. Da sind andere, da sind Bewegungen, da sind Farben, aber während der ersten drei Monate ist da nichts, an dem man sein „Ich“ festmachen könnte.
Selbst wenn ein Baby sein Spiegelbild erblickt, weiß es nicht, dass das sein Gesicht ist. Aber irgendwann nimmt das Baby wahr, dass es das Geschehen beeinflussen kann. Da gibt es diese kleinen Hände, die es erscheinen und wieder verschwinden lassen kann. Und die man von einer Seite zur anderen bewegen kann, ganz wie man will. Das ist der Zeitpunkt, an dem sich ein Mensch zum ersten Mal als Schöpfer erfährt.
Dies ist ein großer Schritt in der Entwicklung, und so ist es nicht verwunderlich, dass Babys tagelang fasziniert mit ihren Händen beschäftigt sind. Damit bekommt das Kind einen ersten Eindruck von sich und seiner Fähigkeit, in den Fluss des Lebens aktiv eingreifen zu können. Es weiß jetzt: Mich gibt es. Gleichzeitig sammelt das Bewusstsein Informationen aus der Umgebung und saugt wie ein neutrales Aufnahmegerät alles auf, was sich rundherum abspielt.
Da hört es zum Beispiel, dass es dem Papa ähnlich sieht, dass es unruhig schläft, dass es brav isst, dass es wohl schon früh gehen werde, etc. Auf diese Weise entsteht, noch lange bevor willentlich darauf Einfluss genommen werden kann, die Persönlichkeit eines Menschen. In anderen Worten: Das, was einen großen Teil meines Erwachsenen-Ichs ausmacht, ist von anderen geformt worden.
Es ist nichts anderes als eine Vorstellung von mir, die mir durch meine Umgebung in den ersten sechs Lebensjahren eingegeben wurde. Tepperwein nennt dies das “Kinder-Ich”. “Niemand käme auf die Idee, als Erwachsener in Kinderkleidern oder gar in Windeln rumzulaufen. Geistig aber machen wir genau das. Fast alle Menschen leben in ihrem Kinder-Ich.”
Laut Tepperwein geht es in Therapiesitzungen oder Seminaren fast immer darum, das “Kinder-Ich” etwas aufzupäppeln. Aber selbst wenn es gelingt, das Kleidchen etwas anzupassen, den Saum rauszulassen, die Knöpfe zu versetzen, die Flecken zu beseitigen, bleibt es ein Kinderkleid.
“Erwachsen sind Sie dann, wenn Sie aus Ihrem Kinder-Ich heraustreten. Die meisten Menschen werden aber nie erwachsen, sondern bloß alt. Erwachsen sind Sie erst dann, wenn Sie erkennen: Das Kinderkleid gehört gar nicht zu mir. Das ziehe ich aus und wähle das Kleid, das zu mir passt.”
Tepperwein verwendet bewusst das Bild der Kleideranprobe in einer Boutique. Sie können ein Selbstbild tatsächlich aus vielen verschiedenen in die engere Wahl nehmen, anprobieren und schließlich das Passendste tragen. Und wenn Sie dies einmal erfolgreich gemacht haben, wissen Sie auch: Mein “Kleid”, das bin ich nicht. Die Identifikation mit der Persönlichkeit hört auf.
Ich bin der, der wählt. Jeder Mensch hat Erfahrung mit dem Wechseln der Persönlichkeit. Ihr Verhalten, Ihre Körpersprache und selbst Ihre Wortwahl variiert abhängig davon, mit wem Sie es gerade zu tun haben. So spielt man dem Partner gegenüber eine andere Rolle als dem Vorgesetzten, oder dem Vereinskollegen oder der eigenen Mutter.
Erst wenn man sich bewusst wird, dass man diese Rollen spielt, kann derjenige wahrgenommen werden, der in all diese Rollen schlüpft. Und dies ist kein Jemand mehr, sondern reine Existenz, das “In-Erscheinung-Treten” der einen Kraft. Als Teil dieser Kraft bin ich ewiges Sein. Dieses “Ich-Bin” wird nie geboren, stirbt nicht und kann auch nicht krank werden. Das kann nur der Körper.
Und nur eine Persönlichkeit, also die jeweilige Rolle, in die ich geschlüpft bin, kann gestört sein, oder traurig, oder himmelhochjauchzend. Als reine Existenz wähle ich eine Identität, trete als eine bestimmte Persönlichkeit in Erscheinung, spiele verschiedene Rollen gleichzeitig, aber ich bin ganz bewusst der, der ich wirklich bin.
“Ich gestalte den Körper, ich benutze den Verstand, ich fühle meine Gefühle, ich nehme die Welt wahr mit meinen Sinnen, schaffe und verändere Realität aber ich bin reines, eigenschaftsloses Sein. Ich trete nur in Erscheinung durch ein Ich. Und dann erkenne ich auch: Alles, was ich in meinem Leben erlebe, habe ich verursacht – das meiste davon allerdings unbewusst.”
Kurt Tepperwein zeigt sich nicht verwundert darüber, dass so viele Menschen mit ihrem Leben unzufrieden sind. Es wäre nämlich gar nicht ihr Leben. Es ergebe sich aus einem Selbstbild, welches von anderen während der Kindheit erschaffen wurde.
Sobald wir “erwachsen” geworden sind, wählen wir bewusst unsere Identität. Und dann stellt sich die Frage: Will ich mein Ego glücklich machen oder mich selbst? Beides ist möglich, aber die Wege sind sehr unterschiedlich.
Das Ego will Anerkennung, Macht, Besitz, Vorwärtsstreben, geliebt werden, jemand sein etc. All diese Dinge interessiert das Selbst nicht. Das Selbst möchte “stimmen”, mit sich im Einklang sein, das Spiel des Lebens spielen um des Spielens willen und nicht um zu gewinnen.
Stellen Sie sich Ihr Leben wie einen Tauchgang vor. Sie brauchen eine Taucherausrüstung, also Neoprenanzug, Sauerstoffflasche, Taucherbrille, etc., als Ihre Erfahrungsinstrumente, um die Unterwasserwelt erkunden zu können. Wenn Sie den Sauerstoff in der Flasche abgeatmet haben, bevor alle geplanten Punkte unter Wasser besucht wurden, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als aufzutauchen und den Tauchgang zu beenden.
Vielleicht haben Sie nicht ausreichend auf Ihr Erfahrungsinstrument geachtet, zu hastig geatmet, sich zu unstet bewegt und den vorhandenen Sauerstoff dadurch verbraucht. Vielleicht waren Sie aber auch unvorsichtig und haben sich an einer Koralle verletzt. In allen Fällen müssen Sie also den Unterwasserausflug vorzeitig beenden – im übertragenen Sinn also den Körper verlassen.
Auf das Leben übertragen könnte das bedeuten, dass Sie Ihren Körper schädigen, beispielsweise durch Rauchen, schlechte Ernährung, jede Menge Ärger und Zorn oder andere falsche Gewohnheiten, Gefühle und Gedanken. Dadurch bewirken Sie, dass dessen natürlich vorgegebene Kapazität vor der Zeit erschöpft ist.
Es gibt aber auch den Fall, dass Sie alle Sehenswürdigkeiten, die Sie für Ihren Tauchgang eingeplant hatten, bereits gesehen haben und auftauchen, obwohl da noch Luft in der Flasche und Ihre Ausrüstung nach wie vor perfekt in Ordnung ist. Die Seele kann auch aus einem noch ganz gesunden Körper hinausgehen, was dann für die Umwelt oft völlig überraschend ist. Die Ärzte sprechen dann von plötzlichem Herztod, oder Organversagen, oder es ist ein tödlicher Unfall passiert.
“Es ist noch nie jemand gestorben. In dem Moment, in dem das Erfahrungsinstrument abgelegt wird, steht das “Ich-Bin” daneben und fühlt sich so lebendig wie nie zuvor.”
Kurt Tepperwein Das ist etwa so, als wenn Sie aus einem intensiven Traum erwachen. Der Traum mag sich äußerst real angefühlt haben, mit intensiven Eindrücken und Wahrnehmungen, aber nach dem Aufwachen verstehen Sie, dass es doch “nicht wirklich” war. Dies wird von den Hindus und anderen alten Traditionen seit Jahrtausenden gelehrt und in frappierender Weise durch hunderte Berichte über Nahtoderfahrungen bestätigt. Auf seine unverkennbar humorvolle Art erzählt Tepperwein folgende Geschichte zum Thema “Glaube an ein Leben nach dem Tod”:
„Stellen Sie sich vor, Embryos könnten untereinander kommunizieren, zum Beispiel über Telepathie. Und ein Embryo-Wissenschaftler würde telepathisch zu den anderen sprechen: „Sehr verehrte Embryos. Immer wieder gibt es Phantasten unter uns, die glauben, dass es nach den uns vom Schicksal zugeteilten 9 Monaten noch ein Weiterleben geben könnte. Es sollte jedem Realisten klar sein, dass dies unmöglich ist. Halten wir uns doch einmal die Tatsachen vor Augen. Wir wachsen heran, behütet im Mutterschoß, bis wir nach etwa neun Monaten ausgestoßen werden. Die Nabelschnur, die uns bisher mit allem Lebensnotwendigen versorgte, wird durchgeschnitten und dann ist Schluss. Wir müssen uns nun einmal mit diesen Tatsachen abfinden und nur absolute Träumer behaupten, das Leben könne danach noch weitergehen. Ja, manche versteigen sich sogar zu der vermessenen Behauptung, das sei erst der Anfang, dies sei die Geburt zum eigentlichen Leben. Jeder einigermaßen ernsthafte Wissenschaftler kann über solch einen Unsinn nur den Kopf schütteln und sich wundern, wie man so etwas ernsthaft glauben kann.“
Warum begibt sich ein Teil des ungetrennten Seins überhaupt in die Enge und die Unwirtlichkeit eines Menschenlebens? Laut Tepperwein ist dort, wo das „Ich-Bin“ herkommt, alles perfekt. Wenn Sie selbst und alles und jeder um Sie herum vollkommen sind, gibt es jedoch nichts zu lernen. Durch die Inkarnation in einen Körper gehen Sie in die Dualität, also in die bewusste Unvollkommenheit, wodurch Sie eine Menge Möglichkeiten erhalten, Lernerfahrungen zu machen – denn jetzt sind sie ja unvollkommen.
“Indem Sie begreifen, wer Sie wirklich sind, vollziehen Sie den letzten Transformationsschritt: Sie gelangen von der unbewussten Vollkommenheit über die bewusste Unvollkommenheit zur bewussten Vollkommenheit.”
(Anmerkung des Autors: es lohnt sich, diese Aussage mehrmals zu lesen, um sie in ihrer Tiefgründigkeit zu verstehen.)