Selbstwirksamkeit, Abhärtung & der unglaubliche Wim Hof
Die Selbstwirksamkeit gibt darüber Aufschluss, wieviel Selbstheilungskompetenz Sie sich selbst zutrauen. Der Schlüssel zur Steigerung der Selbstwirksamkeit ist unter anderem der Faktor Abhärtung. Der Niederländer Wim Hof demonstriert eindrucksvoll, welche Art der Leistungssteigerung möglich wird – und zwar für ganz normale Menschen.
Einem Extremsportler wie Wim Hof begegnet man nicht alle Tage. Der Niederländer besteigt Berge wie den Kilimandscharo in kurzen Hosen, läuft, ebenfalls nur mit Shorts bekleidet und ohne zu trinken, einen Halbmarathon durch die namibische Wüste, sitzt fast zwei Stunden bis zum Hals in einem Eisbad, taucht 52 Meter unter einer Eisdecke etc. etc.
Insgesamt hält Hof 26 Einträge im Buch der Rekorde, nicht wenige davon hat er erst vor kurzem, also in seinen 50er Jahren aufgestellt. Diese fast übermenschlichen Leistungen haben auch Interesse bei Wissenschaftlern geweckt, die Wims Körperfunktionen genau vermessen haben, während er sich der Kälte aussetzte.
Die Grunderkenntnis daraus ist, dass dieser Mensch in der Lage ist, das vegetative Nervensystem zu beeinflussen, also normalerweise unbewusst ablaufende Vorgänge wie die Steuerung der Körpertemperatur oder der Adrenalinausschüttung willentlich zu regeln.
Wim Hof behauptet, dass im Grunde jeder Mensch dazu in der Lage ist. Und um dies zu beweisen, hat er seine eigene Methode begründet, die drei Ansätze vereint:
- Besondere Atemtechnik
- Abhärtung
- Willenskraft
Tatsächlich gelang es Anwendern der Wim Hof Methode, eine Injektion von E-Coli Bakterien ohne die dadurch normalerweise einsetzenden Krankheiten zu überstehen. Man stellte im Blut der Probanden einerseits ein ungewöhnliches Sauerstoff/CO2-Verhältnis und andererseits ein extremes Adrenalin Niveau fest. Letzteres war höher als das bei Menschen, die unmittelbar vor ihrem ersten Bungee-Jump stehen. Sie können die 2014 an der Radboud Universität durchgeführte Studie hier einsehen: https://is.gd/7qjFvk
Wim Hof ist überzeugt, dass die im Menschen natürlicherweise angelegten Fähigkeiten, sich auf Extreme einzustellen, in der modernen Welt schlichtweg verkümmern. Er folgert daraus, dass dadurch auch das Feingefühl für körperinterne Abläufe verloren geht. Dieses könne jedoch durch ein kontinuierliches Verschieben der Komfortzone wiedererlangt werden.
Diese Ansicht wurde erstmals im 17. Jahrhundert von diversen Ärzten in Europa vertreten, die Patienten ermunterten, sich durch “Wasserkuren”, aber auch andere Maßnahmen wie einfache Kost, Schlafen auf harter Unterlage oder Barfußgehen abzuhärten. Die Idee, dass die Verweichlichung an diversen Leiden schuld sei, wurde populär. Über Jahrhunderte hatte man beobachtet, dass diejenigen Soldaten, die die wenigsten Annehmlichkeiten genossen, gleichzeitig die zähesten Kämpfer waren.
Diese Erkenntnis führte dazu, dass man Soldaten im Preußischen und auch noch im Dritten Reich durch Prügel “abhärten” und desensibilisieren wollte. Was damals in die eine Richtung völlig aus dem Ruder lief, wird wahrscheinlich in der heutigen Zeit in die andere übertrieben. Dabei sind sinnvolle Abhärtungsmaßnahmen für jedermann möglich, vorausgesetzt, man verschlechtert dadurch nicht ein akutes Leiden.
Sie müssen dafür nicht wie Wim Hof stundenlang halbnackt im Eis verbringen.
Abhärtung bedeutet nichts anderes, als die Grenzen des leicht Erträglichen bzw. Erreichbaren zu verschieben und dadurch den Körper zu stärken und die Widerstandskräfte zu erhöhen.
Beispiele für den Alltag:
- Immer öfter bzw. länger kalt duschen
- Wöchentlich einen Liegestütz (oder eine andere Fitnessübung) mehr machen
- Bei immer kühleren Temperaturen bei offenem Fenster schlafen
- Atemübungen jede Woche um eine Minute verlängern
- Eine Mahlzeit einmal aus nur einem einzigen Lebensmittel bestehen lassen (beispielsweise einem Stück Brot, oder 2 Äpfeln, Nüssen…)
- Immer öfter über immer gröbere Oberflächen barfuß gehen, was übrigens eine der effektivsten Kneipp-Anwendungen darstellt
Mit dem Verschieben der eigenen Leistungsgrenzen erhöhen Sie Ihre Selbstwirksamkeit, also das Vertrauen in sich selbst, eine Aufgabe erfolgreich erledigen zu können.
Das Konzept der Selbstwirksamkeit ist im Kontext von Selbstheilung von enormer Bedeutung.
Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit sind davon überzeugt, ein bestimmtes Ziel aus eigener Kraft erreichen und dabei Widerstände und Hindernisse überwinden zu können. Sie verfolgen ihre Ziele mit einer optimistischen Erwartungshaltung.
Um die eigene Selbstwirksamkeit zu erhöhen, reichen kleine Aufgaben wie die oben aufgeführten, die mit einem erträglichen Maß an Anstrengung zu bewältigen sind. Die Aufgabe darf also weder zu schwer noch zu leicht sein.
Wer in dieser Weise seine eigenen Grenzen kontinuierlich verschiebt, empfindet sich außerdem als Meister der eigenen Willenskraft und stärkt damit sein Selbstvertrauen.
Vielleicht ist es in Wahrheit diesen Faktoren zuzuschreiben, dass Wim Hof im Januar 2014 eine Gruppe von 26 untrainierten Personen, darunter einige chronisch Kranke in 48 Stunden auf den Kilimandscharo führen konnte, elf von ihnen in kurzen Hosen!